Ambiguitätstoleranz

Ambiguitätstoleranz bezeichnet die Fähigkeit von Menschen, Vieldeutigkeiten, Unterschiedlichkeiten und/oder Widersprüche sowie daraus resultierende Unsicherheiten anzunehmen und diese auszuhalten [Fußnote 1].

Beispiel: Englische Begriffe (z.B. race) können im geschichtlichen Kontext eine ganz andere Bedeutung haben, als in der deutschen Sprache (z.B. »Rasse«).

Zum Weiterlesen: Rassismuskritische Grundhaltung im Rahmen pferdegestützter Förderungen

»Boy« (in Zusammenhang mit Mist»Boy«)

In der Zeit des Kolonialismus nutzten weiße Europäer*innen »Boy« als abwertende Fremdbezeichnung für durch sie versklavte Schwarze Menschen.

Beispiel aus dem Pferdebereich: Mist»boy«

Zum Weiterlesen: Diskriminierende Bezeichnungen im Pferdebereich

Dekonstruktion

Im Rahmen der Dekonstruktion wird Sprache u.a. in Bezug auf gesellschaftliche Unterdrückungsstrukturen, ihre Bedingungen und Annahmen, kritisch hinterfragt [Fußnote 2].

Zum Weiterlesen: Rassismuskritische Grundhaltung im Rahmen pferdegestützter Förderungen

Beispiel aus dem Pferdebereich: Durch eine geschichtlichen Verortung des Begriffs »Mohr« im Kolonialismus wird deutlich, dass es sich bei „»M.«kopf“ um eine diskriminierende Bezeichnung handelt.

Diskriminierung

Diskriminierung ist die unterschiedliche Behandlung von Menschen aufgrund bestimmter Eigenschaften, z.B. der Hautfarbe.

Zum Weiterlesen: Welche Bedeutung hat Rassismus für pferdegestützte Förderungen?

Dominanzgesellschaft

Die Dominanzgesellschaft bekennt sich zwar oberflächlich zu Gleichheit und Gleichwertigkeit, ist sich jedoch ihrer eigenen Hierarchien in Bezug auf gesellschaftliche Über- und Unterordnungen nicht bewusst bzw. will es nicht sein [Fußnote3].

Zum Weiterlesen: Welche Bedeutung hat Rassismus für pferdegestützte Förderungen?

Fremdbezeichnung

Fremdbezeichnung beschreibt einen Begriff, den weiße Menschen (Dominanzgesellschaft) einer marginalisierten Gruppe aufzwingt, wobei deren Eigenbezeichnung ignoriert wird [Fußnote 4].

Zum Weiterlesen: Diskriminierende Bezeichnungen im Pferdebereich

Genderstern *

Der Stern * verweist darauf, dass es sich auch bei Geschlecht um eine soziale und politische Konstruktion handelt. Gleichzeitig sollen so jene Menschen sichtbar gemacht werden, die sich weder dem weiblichen* noch dem männlichen* Geschlecht zugehörig fühlen.

Interkulturelle Kompetenzen

Beispiel:

Zum Weiterlesen: Rassismuskritische Grundhaltung im Rahmen pferdegestützter Förderungen

Intersektionalität

Intersektionalität berücksichtigt die Verwobenheit, Überschneidungen sowie das gleichzeitige Auftreten von Rassismus mit anderen Formen der Diskriminierung (z.B. Geschlecht/Gender) [Fußnote 5].

Beispiel:

Beispiel: Schwarze Frauen* mit Behinderungen gehören zu den am meisten diskriminierten Menschen, da sie aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts und ihrer Behinderungen diskriminiert werden [Fußnote 6].

Zum Weiterlesen: Rassismuskritische Grundhaltung im Rahmen pferdegestützter Förderungen

»Indianer«

In der Zeit des Kolonialismus nutzen weiße Eroberer »I.« als abwertende Fremdbezeichnung für die indigene Bevölkerungsgruppe.

Beispiele aus dem Pferdebereich: „Toter »I.«“ als Bezeichnung für eine Voltigierübung, das sogenannte Spiel „Cowboy und »I.«“ oder auch Kostümierungen als »I.«.

Zum Weiterlesen: Diskriminierende Bezeichnungen im Pferdebereich

Kolonialismus

In der Zeit des europäischen Kolonialismus (Ende 15. Jahrhundert bis Mitte 20. Jahrhundert) eroberten und beherrschten weiße Menschen durch abscheuliche Vorgangs- und Umgangsweisen Gebiete in Afrika, Teilen Asiens und Amerika.

Zum Weiterlesen: Über den Zusammenhang von Rassismus und Sprache

Kritisches Weiß-sein

Im Rahmen des kritischen Weiß-seins hinterfragen weiße Menschen ihre Verstrickung in soziale Dominanzverhältnisse im Hinblick auf Privilegien, die sie unverdient genießen [Fußnote 7].

Beispiel: Weiße Menschen haben das Privileg, sich nicht ständig mit Rassismus auseinandersetzen müssen.

Zum Weiterlesen: Rassismuskritische Grundhaltung im Rahmen pferdegestützter Förderungen

Kulturelle Aneignung

Dabei übernehmen weiße Menschen Aspekte unterdrückter nicht-weißer Kultur(en), z.B. heilige Handlungen. Da die Ausführenden kein Verständnis für die ursprünglichen Bedeutungen haben (können), verlieren sie diese [Fußnote 8].

Beispiel: Weiße Menschen bemalen Pferde mit Symbolen der indigenen Bevölkerung.

Zum Weiterlesen: Diskriminierende Bezeichnungen im Pferdebereich

Marginalisierung

Marginalisierung beschreibt eine Verdrängung von Minderheiten, die sich an verschiedenen Differenzlinien von der Mehrheitsgesellschaft unterscheiden, an den gesellschaftlichen Rand sowie eine daraus resultierend Einschränkung ihrer Handlungsfähigkeiten [Fußnote 9].

Zum Weiterlesen: Welche Bedeutung hat Rassismus für pferdegestützte Förderungen?

Menschenrechte

Menschenrechte sind sowohl in der österreichischen als auch deutschen Verfassung verankert. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (1948) besteht aus 30 Artikeln, beschlossen von den Vereinten Nationen. Eine überarbeitete, diskriminierungssensible deutsche Version findet sich bei Amnesty International.

Beispiel: Rassismus widerspricht u.a. dem Menschenrecht auf Bildung und Ausbildung.

Zum Weiterlesen: Wegbegleitung: Mädchen* mit traumatisierenden Fluchterfahrungen

Zum Weiterlesen: Rassismuskritische Grundhaltung im Rahmen pferdegestützter Förderungen

»Mohr«

In der Zeit des Kolonialismus nutzten weiße Europäer*innen »M.« als abwertende Fremdbezeichnung für durch sie versklavte Schwarze Menschen.

Beispiel aus dem Pferdebereich: »Mohren«kopf

Zum Weiterlesen: Diskriminierende Bezeichnungen im Pferdebereich

»Mulatte«

Der Begriff »Mulatte« ist eine abwertende Fremdbezeichnung von weißen für Menschen, deren Vorfahren teils Schwarz, teils weiß waren.

Beispiel aus dem Pferdebereich: Bezeichnung für ein junges Maultier, eine Kreuzung zwischen Pferd und Esel.

Zum Weiterlesen: Diskriminierende Bezeichnungen im Pferdebereich

Nationalsozialismus

Auch zur Zeit des Nationalsozialismus (1920 bis 1945) waren noch weite Teile der Welt durch den europäischen Kolonialismus geprägt. Der Zweite Weltkrieg ging dann einher mit einer rassistisch begründeten systematischen Vernichtungspolitik gegen Teile der Zivilbevölkerung und Kriegsgefangenen, insbesondere Juden_Jüdinnen (auf die Nutzung des * wird hier aufgrund seiner Geschichte im Nationalsozialismus verzichtet).

Zum Weiterlesen: Über den Zusammenhang von Rassismus und Sprache

Othering

Diese soziale und politische Konstruktion »Wir« gegen »die Anderen« sichert der eigenen Gruppe eine gesellschaftliche Machtposition, während »den Anderen« (marginalisierte Gruppen) die Teilnahme am Alltag der Mehrheitsgesellschaft erschwert und ihre Handlungsmöglichkeiten begrenzt werden [Fußnote 10].

Beispiel:

Beispiel: Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe werden immer wieder kontextlos nach ihrer Herkunft gefragt.

Zum Weiterlesen: Rassismuskritische Grundhaltung im Rahmen pferdegestützter Förderungen

Privilegien

Privilegien sind oft unsichtbare Vorteile, die Mitglieder*innen der Mehrheitsgesellschaft genießen [Fußnote 11].

Beispiel: Weiße Menschen haben das Privileg, sich nicht ständig mit Rassismus auseinandersetzen müssen.

Zum Weiterlesen: Rassismuskritische Grundhaltung im Rahmen pferdegestützter Förderungen

Rassismus

Rassismus ist ein Prozess, in dem Menschen aufgrund bestimmter Merkmale (z.B. Hautfarbe oder Sprache) in Gruppen eingeteilt sowie pauschal abgewertet, ausgegrenzt und benachteiligt werden [Fußnote 12].

Zum Weiterlesen: Welche Bedeutung hat Rassismus für pferdegestützte Förderungen?

Rassismuskritik

Der Ansatz der Rassismuskritik berücksichtigt die eigene Verwobenheit in gesellschaftliche Macht- und Ungleichsverhältnisse [Fußnote 13].

Rassismuskritik stellt eine Querschnittsaufgabe dar, die auch alle Bereiche pferdegestützter Förderungen betrifft. Eine rassismuskritische Grundhaltung, als Basis für professionelles Handeln besonders weißer Menschen im Bereich pferdegestützter Förderungen, erfordert eine hohe Sensibilität gegenüber Machtverhältnissen sowie kontinuierliche Lern- und Veränderungsprozesse [Fußnote 14].

Zum Weiterlesen: Rassismuskritische Grundhaltung im Rahmen pferdegestützter Förderungen

Schwarz

Die Selbstbezeichnung Schwarz, geschrieben mit großem Anfangsbuchstaben, soll die gesellschaftliche Konstruktion hinter dem Begriff hervorheben. Statt Menschen stets in der Rolle der Unterdrückten darzustellen, soll somit auch auf deren Widerstand aufmerksam gemacht werden [Fußnote 15].

Stereotype

Stereotype sind Annahmen, die man von einer bestimmten Menschengruppe hat, meist ohne die Menschen zu kennen.

Beispiel: Die abwertende Fremdbezeichnung »Mohr« löst eine starre, weit verbreitete und verallgemeinerte Vorstellung über das Aussehen von Schwarzen Menschen aus.

Zum Weiterlesen: Welche Bedeutung hat Rassismus für pferdegestützte Förderungen?

»Tinker«

»Tinker« ist eine abwertende Fremdbezeichnung der weißen Dominanzgesellschaft für eine als permanent in Bewegung empfundene Gruppe von Menschen („Travellers“) meist irischen Ursprungs.

Beispiel aus dem Pferdebereich: Bezeichnung für eine Pferderasse.

Zum Weiterlesen: Diskriminierende Bezeichnungen im Pferdebereich

Weiß

Das kursive und kleingeschriebene weiß betont die Privilegien der Mitglieder der Dominanzgesellschaft, die im Zuge von Rassismus keine Ausgrenzung erfahren [Fußnote 16].

Weiße Zerbrechlichkeit

Weiße Zerbrechlichkeit beschreibt die Bewusstmachung von Rassismus, die für weiße Menschen oft mit Ohnmachts- oder Schuldgefühlen einhergeht [Fußnote 17].

Beispiel: Frage dich, ob Menschen aufgrund bestimmter Merkmale, Verhaltensweisen und/oder Sprachgewohnheiten als dir „näher“ oder »anders« empfindest.

Zum Weiterlesen: Rassismuskritische Grundhaltung im Rahmen pferdegestützter Förderungen

»Zigeuner«

»Z.« ist eine abwertende Fremdbezeichnung von weißen Menschen für Mitglieder, die den Minderheit(en) der Romnja und Sintizze angehören.

Beispiele aus dem Pferdebereich: »Z.«maß“ oder „»Z.«pferd“.

Zum Weiterlesen: Diskriminierende Bezeichnungen im Pferdebereich


Fußnoten

[1] vgl. IDA 2022

[2] gl. Kollender/Grote 2016:92

[3] vgl. IDA 2022

[4] vgl. ADB 2014:4

[5] vgl. Mai 2016:15

[6] vgl. Behindertenrat 2020

[7] vgl. Kaufmann/Satilmis 2016:108

[8] vgl. IDA 2022, Netzwerk Black She 2019:2

[9] AG Critical Diversity o.J.

[10] vgl. IDA 2022, DemokratieWEBstatt 2017:6f, Gümüsay 2020:34

[11] vgl. ebd.

[12] vgl. IDA 2022

[13] Netzwerk Black She 2019:1

[14] vgl. Autor*innenKollektiv 2015:13

[15] vgl. Unterweger 2016:11

[16] vgl. IDA 2022

[17] vgl. Kaufmann/Satilmis 2016:110

Literatur und Quellen

ADB – AntiDiskriminierungs-Büro (2014): Sprache schafft Wirklichkeit. Glossar und Checkliste zum Leitfaden für einen rassismuskritischen Sprachgebrauch, https://www.uni-hamburg.de/gleichstellung/download/antirassistische-sprache.pdf [externer Link] am 17.02.2022, S. 4.

AG Critical Diversity (o.J.): Glossar. Marginalisierung, https://criticaldiversity.udk-berlin.de/glossar/ [externer Link] am 18.04.2022.

AutorinnenKollektiv (2015): Grundideen einer herrschaftskritischen Methodik und Didaktik, in Amt für Weiterbildung und Kultur des Bezirksamtes Mitte von Berlin / Marmer, Elina (Hg*innen): Rassismuskritischer Leitfaden zur Reflexion bestehender und Erstellung neuer didaktischer Lehr- und Lernmaterialien für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit zu Schwarzsein, Afrika und afrikanischer Diaspora, in https://www.elina-marmer.com/wp-content/uploads/2015/03/IMAFREDU-Rassismuskritischer Leiftaden_Web_ barrierefrei-NEU.pdf [externer Link] am 15.02.2022, S. 13.

DemokratieWEBstatt (2017): Rassismus und Vorurteile, https://www.demokratiewebstatt.at/fileadmin/ebooks/pdf/eBook_Rassismus_und_Vorurteile.pdf [externer Link] am 14.02.2022, S. 6-7.

Gümüsay, Kübra (2020): Sprache und Sein, Berlin, S. 34.

IDA – Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit (2022): Glossar: Diskriminierung, Dominanzgesellschaft, kulturelle Aneignung, Rassismus, Rassismuskritik, Weiß/Weißsein, https://www.idaev.de/recherchetools/glossar/ [externer Link] am 15.02.2022.

Kaufmann, E. Margrit / Satilmis, Ayla (2016): (Selbst-) Reflexionen zu Rassismus und zur Praxis der Dekolonisierung, in Detzner, Milena / Drücker, Ansgar / Seng, Sebastian (Hg*innen): Rassismuskritik. Versuch einer Bilanz über Fehlschläge, Weiterentwicklungen, Erfolge und Hoffnungen, https://www.idaev.de/fileadmin/user_upload/pdf/publikationen/Reader/2016_IDA_Rassismuskritik.pdf [externer Link] am 15.02.2022,
S. 108-110.

Kollender, Ellen / Grote, Janne (2016): „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen“ – Zusammenhänge von Sprache und Rassismus, in Detzner, Milena / Drücker, Ansgar / Seng, Sebastian (Hg*innen): Rassismuskritik. Versuch einer Bilanz über Fehlschläge, Weiterentwicklungen, Erfolge und Hoffnungen, https://www.idaev.de/fileadmin/user_upload/pdf/publikationen/Reader/2016_IDA_Rassismuskritik.pdf [externer Link] am 15.02.2022, S. 92.

Mai, Hanna Hoa Anh (2016): Was ist Rassismus?, in Detzner, Milena / Drücker, Ansgar / Seng, Sebastian (Hg*innen): Rassismuskritik. Versuch einer Bilanz über Fehlschläge, Weiterentwicklungen, Erfolge und Hoffnungen, https://www.idaev.de/fileadmin/user_upload/pdf/publikationen/Reader/2016_IDA_Rassismuskritik.pdf [externer Link] am 15.02.2022,
S. 15.

Netzwerk Black She (2019): Sprachmächtig. Glossar gegen Rassismus, https://www.el-maawi.ch/assets/templates/public/image/Flyer/Glossar%20RACE.pdf [externer Link] am 14.02.2022, S. 1-2.

Unterweger, Claudia (2016): Talking Back. Strategien Schwarzer österreichischer Geschichtsschreibung, Wien, S. 11.