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Diskriminierende Bezeichnungen im Pferdebereich

Autor*innen: Julia Boschmann, Astou Maraszto

Mist»boy«

Bezeichnung für eine Art Schaufel und Rechen,
um Pferdeäpfel einzusammeln

Warum ist diese Bezeichnung diskriminierend?

  • Die abwertende Fremdbezeichnung »Boy« stammt aus der Zeit des Kolonialismus. Weiße Europäer*innen nutzten ihn als gebräuchliche Anrede für durch sie versklavte Schwarze Menschen.
  • Die altersunabhängige Verwendung des Begriffs »Boy« durch weiße stellte Schwarze Menschen in ihrer Entwicklung mit Kindern gleich.
  • Da versklavte Schwarze Menschen von den weißen Kolonialist*innen mit »Boy« und nicht mit ihrem jeweiligen Namen angesprochen wurden, transportierte der Begriff eine beliebige Austauschbarkeit innerhalb der Schwarzen Bevölkerungsgruppe.

Verwende stattdessen den Begriff:

Abmister

Bild Rabenkopf
»Mohren«kopf

Bezeichnung für ein helles Pferd mit dunklen Beinen

Warum ist diese Bezeichnung diskriminierend?

  • Auch der Begriff »Mohr« stammt aus der Zeit des Kolonialismus und stellt eine weitere abwertende Fremdbezeichnung von weißen Kolonialist*innen für Schwarze Menschen dar.
  • »M.« löst auch heute noch eine starre, weit verbreitete und verallgemeinerte Vorstellung über das Aussehen von Schwarzen Menschen aus. Damit einher geht auch die Annahme, dass diese eine der weißen Bevölkerung untergeordneten, dienenden Rolle einnehmen bzw. einzunehmen haben [Fußnote 1].

Verwende stattdessen den Begriff:

Rabenkopf

»Mulatte«

Bezeichnung für ein junges Maultier,
eine Kreuzung zwischen Pferd und Esel

Warum ist diese Bezeichnung diskriminierend?

  • Der Begriff »Mulatte« ist eine abwertende Fremdbezeichnung für Menschen, deren Vorfahren teils Schwarz, teils weiß waren.
  • Diese Wortkreation, die ihren Ursprung ebenfalls im Kolonialismus hat, baut auf überholten Theorien auf, Menschen könnten in »Rassen« unterteilt werden.
  • Den direkten Bezug der Bezeichnung »Mulatte« zum Tierreich empfinden viele Menschen als erniedrigende Vorstellung. Da ein Maultier sich nicht fortpflanzen kann, wurde der Bevölkerungsgruppe in Folge Unfruchtbarkeit unterstellt [Fußnote 2].

Verwende diesen Begriff nicht mehr!

»Zigeuner«maß

Bezeichnung für eine Berechnungsart der Endgröße eines Jungpferdes

Warum ist diese Bezeichnung diskriminierend?

  • Zigeuner« ist eine abwertende Fremdbezeichnung von weißen Menschen für Mitglieder, die den Minderheit(en) der Romnja und Sintizze angehören. Auch dieser Begriff ist ein Ausdruck der Ablehnung und untrennbar mit rassistischen Vorurteilen verbunden.
  • Die Bezeichnung »Z.« verweist auf eine lange Verfolgungsgeschichte mit schließlichem Völkermord („Porajmos“, der sogenannte vergessene Holocaust) europäischer Romnja und Sintizze durch weiße Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus [Fußnote 3].

Verwende stattdessen den Begriff:

Größenschätzung

Irish »Tinker«

Bezeichnung für eine Pferderasse

Warum ist diese Bezeichnung diskriminierend?

  • »Tinker« ist eine abwertende Fremdbezeichnung der weißen Dominanzgesellschaft für eine als permanent in Bewegung empfundene Gruppe von Menschen („Travellers“) meist irischen Ursprungs.
  • Der Begriff löst stereotpye Vorstellungen über die „Pavee“, so ihre Eigenbezeichnung, aus. Dazu zählen v.a. ihnen entgegengebrachtes Misstrauen und Kriminalisierung [Fußnote 4].

Verwende stattdessen den Begriff:

Irish Cob

»Indianer«spiele

Warum ist diese Bezeichnung diskriminierend?

  • »In der Zeit des Kolonialismus wählten weiße Eroberer »Indianer« als abwertende Fremdbezeichnung für die indigene Bevölkerungsgruppe.
  • Die Verwendung des Begriffs erinnert an die Verdrängung, Unterwerfung, manchmal Vernichtung, Verschleppung, Absonderung in Reservaten und Zwangsumsiedlung der indigenen Bevölkerung durch weiße Kolonialherrschaft und ignoriert somit Retraumatisierungsfolgen.
  • Im Rahmen des sogenannten Spiels »Cowboy und I.« wird die Geschichte der oben beschriebenen Ereignisse, wie sie zu Zeiten des Kolonialismus stattgefunden haben, wiederholt und zugleich verharmlost, verherrlicht oder beschönigt.
  • Auch wird durch die Verwendung dieser Bezeichnung bis heute andauernde Gewalt ignoriert, denn viele Betroffene innerhalb der indigenen Bevölkerung leiden noch immer unter der Einschränkung ihrer Freiheiten durch weiße Menschen.
  • Kostümieren sich weiße Menschen als »I.«, werden Traditionen und Geschichte der indigenen Bevölkerung kommerzialisiert und dadurch ihre Ausbeutung durch weiße Menschen fortgeführt.
  • Zugleich reduzieren sie dadurch die indigene Bevölkerungsgruppe und ihre Kultur(en) auf einzelne Merkmale, wodurch stereotype Vorstellungen und rassistische Bilder gestärkt werden.
  • Durch die sogenannten „kulturelle Aneignung“, im Rahmen dieser übernehmen weiße Menschen Aspekte unterdrückter nicht-weißer Kultur(en), kommt es zu einem Bedeutungsverlust verschiedener Aspekte (z.B. heilige Handlungen).

Mache Geschichte zum Thema!


Fußnoten

[1] vgl. Netzwerk Black She 2019:2

[2] vgl. ebd.

[3] vgl. ebd.

[4] vgl. Show Racism the Red Card 2021, NdM 2022

Literatur und Quellen

NdM – Neue deutsche Medienmacher (2022): Glossar. Traveller, https://glossar.neuemedienmacher.de/glossar/traveller [externer Link] am 22.02.2022.

Netzwerk Black She (2019): Sprachmächtig. Glossar gegen Rassismus, https://www.el-maawi.ch/assets/templates/public/image/Flyer/Glossar%20RACE.pdf [externer Link] am 14.02.2022, S. 2.

Show Racism the Red Card (2021): Fact Sheet 9. Travellers & Racism, https://theredcard.ie/travellers-racism/ [externer Link] am 21.02.2022.